Das Avatarprojekt des BBZ

Pädagogisch begleitetes „Digitales Unterrichtsangebot“ zur schulischen und sozialen Teilhabe für langzeiterkrankte Schülerinnen und Schüler

Das Avatarprojekt des BBZ ermöglicht langzeiterkrankten Schülerinnen und Schülern, die aufgrund von Krankheit im Krankenhaus oder zuhause isoliert sind, eine pädagogisch begleitete Teilhabe am Unterricht mit dem Avatar. In Kooperation mit der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie (PHO), dem Universitären Herzzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und seit 2024 mit dem Werner Otto Institut (WOI) erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit ihren gesundheitlichen Einschränkungen in das schulische sowie schulische-soziale Umfeld integriert zu bleiben. Insgesamt 43 Avatare sind dafür in Hamburg im Einsatz. Davon stehen 10 Avatare speziell für die Zusammenarbeit mit dem WOI zur Verfügung.

Technische Umsetzung

Die technische Umsetzung erfolgt über den Telepräsenzroboter AV1 von NO ISOLATION. Stellvertretend für das erkrankte Kind nimmt der Avatar, genannt „Karlsson“, im Klassenraum Platz und überträgt den Unterricht auf das Tablet der Patientin/des Patienten.

Die erkrankten Schülerinnen und Schüler können so von zuhause oder dem Krankenhaus aus am Schulunterricht teilnehmen und bleiben an ihre Klassengemeinschaft sozial angebunden.

Das Videobild wird einseitig von der Klasse aus übertragen, der Ton hingegen in beide Richtungen. Das erkrankte Kind kann sich aktiv beteiligen, ohne dabei gesehen zu werden. Durch Leuchtsignale am Avatar, die das vom Präsenzunterricht abwesende Kind per App steuern kann, erfahren sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Lehrkräfte in der Klasse, ob die erkrankte Schülerin/der erkrankte Schüler online ist, eine Frage stellen oder nur zuschauen möchte. Zudem kann das abwesende Kind den Avatar mittels der App um 360 Grad drehen und auf diese Weise selbst bestimmen, wo es hinschauen möchte.

Ziel und pädagogische Begleitung des Projektes

Das zentrale Anliegen des Projekts „Karlsson“ ist, ein umfassendes schulisches Betreuungsangebot mithilfe des Avatars zu schaffen und sicherzustellen, dass erkrankte Schülerinnen und Schüler trotz ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit weiterhin am Unterricht und am sozialen Miteinander ihrer Klasse teilnehmen können. Dies hilft, die Isolation zu durchbrechen und gibt den Kindern die Möglichkeit, aktuelle Unterrichtsthemen zu verfolgen und diese im häuslichen Umfeld oder während der Beschulung im Krankenhaus zu bearbeiten und zu vertiefen. Gleichzeitig erleichtert es die spätere Re-Integration in den Präsenzunterricht, da die Kinder trotz ihrer Abwesenheit mit dem Lernstoff verbunden bleiben und so den Übergang zurück in den Schulalltag fließend gestalten können.

Die Projektleitung, eine erfahrene Lehrkraft, übernimmt sowohl die technische als auch die pädagogische Vorbereitung. Sie klärt die Klasse altersgerecht über die Situation des erkrankten Kindes und die Bedeutung des Avatars auf, um Unsicherheiten und Ängste abzubauen und insbesondere einen respektvollen Umgang mit dem Avatar sicherzustellen. Bei der ersten virtuellen Begegnung moderiert die Projektleitung den Ablauf, um zu gewährleisten, dass das erkrankte Kind von der Klasse wohlwollend und respektvoll willkommen geheißen wird und sich so angenommen und akzeptiert fühlen kann.

In enger Zusammenarbeit mit den Eltern, dem betroffenen Kind und der Klassenleitung bietet die Projektleitung eine speziell abgestimmte Aufklärungsunterrichtsstunde über das Erkrankungsbild an. Diese macht die Klasse sensibel und altersgerecht vertraut mit der Erkrankung und bereitet die Rückkehr des Kindes vor. Ziel ist es, ein unterstützendes und verständnisvolles Umfeld zu schaffen, damit das Kind sich auf die Wiedereingliederung einlassen kann, ohne Angst und Unsicherheiten.

Die durch die Projektleitung kontinuierlich sichergestellte digitale Verbindung zur Klasse mithilfe des Avatars sorgt dafür, dass sich das Kind während der gesamten Zeit der Isolation als fester Bestandteil der Klassengemeinschaft erlebt. Der Übergang in den Präsenzunterricht wird erleichtert, da das Kind bereits mit dem Klassengeschehen sowie den sozialen Dynamiken vertraut ist und sich nicht außenvor fühlt.

Stetige Weiterentwicklung des Projektes

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Avatarprojekt zeigen, dass eine umfassende pädagogische und organisatorische Begleitung sowie eine zuverlässig technisch bereitgestellte Infrastruktur entscheidend für den erfolgreichen Re-Integrationsprozess von erkrankten Schülerinnen und Schülern in ihre Klassengemeinschaft sind. Diese Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die Klassenleitung und die Klasse die Präsenz des Avatars als stellvertretend für das erkrankte Kind erleben und den Integrationsprozess unterstützen.

Seit 2023 wird das Avatarprojekt im Rahmen von Erasmus+ durch ein eTwinning-Projekt in der Zusammenarbeit mit der Klinikschule Brüssel ergänzt. eTwinning ist eine von der Europäischen Union geförderte Plattform, die es Lehrkräften ermöglicht, digitale Klassenräume für europaweite Bildungsprojekte zu konzipieren. In unserem virtuellen Klassenraum „Discover Each Other’s World“ können die Avatar-Nutzer neben ihrer Stammklasse zusätzliche soziale Kontakte knüpfen und sich international mit gleichaltrigen Kindern und Jugendlichen austauschen, die ähnliche Erkrankungen haben. Für den Erfolg des neu geschaffenen digitale Klassenraums wurde das BBZ 2024 mit dem eTwinning-Gütesiegel ausgezeichnet.

So erreichen Sie uns:
Caroline Garmatter
Projektleitung „Karlsson“
Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ)
Pädagogik bei Krankheit/Autismus
Abteilung Beratung Pädagogik bei Krankheit
Rhiemsweg 6
22111 Hamburg
eMail: caroline.garmatter@bbz.hamburg.de